Wir sind dreitausend!

Wir sind sehr stolz auf diesen Erfolg! Dennoch haben wir uns gefragt, wo sich all die anderen Hausätzt*innen informieren.

Wir sind dreitausend!

Thema der Woche, 05.10.2020 von Dr. med. Marlies Karsch
Deximed hat Grund zum Feiern: Seit einigen Tagen haben wir über 3.000 zahlende Abonnent*innen! Wir sind sehr stolz auf diesen Erfolg und danken Ihnen für Ihr Vertrauen.

Warum haben eigentlich nicht gleich alle Hausärzt*innnen Deximed abonniert? Wer sind unsere wichtigsten Konkurrenten? Gegen wen müssen wir uns auf dem hart umkämpften Markt um medizinische Informationsangebote durchsetzen? Im Gespräch mit interessierten Ärzt*innen auf Kongressen und Fortbildungen hörten wir vielfach die Aussage: „Bei Google findet man ja alles.“ Unsere Unterstützer und Kooperationspartner hingegen fürchten andere zahlungspflichtige Angebote am meisten als Konkurrenz. Wir wollten es genau wissen und haben von 220 Hausärzt*innen unter 708 telefonisch Kontaktierten, die Deximed nicht abonniert haben, erfahren, welche Quellen sie stattdessen zum Nachschlagen nutzen.

Tatsächlich gaben 78 % der Antwortenden an, in erster Linie Google und Wikipedia zum Nachschlagen zu benutzen. 11 % verwenden noch das gute alte medizinische Fachbuch als Informationsquelle. Andere zahlungspflichtige Anbieter machen nur einen kleinen bis sehr kleinen Teil unserer Konkurrenz aus: 6 % aller Befragten nutzen Amboss, 4 % das Angebot von Springer, 1 % UptoDate und 0,5 % das Angebot von Thieme.

Unser Hauptkonkurrent sind also die Gratisinformation im Internet. Diese Sparsamkeit hat ihre Tücken. Natürlich spart man auf den ersten Blick Geld, wenn man „nur mal schnell“ etwas im Internet nachschlägt, ohne dafür zu bezahlen. Aber es muss allen klar sein, dass nichts wirklich kostenlos ist und dass keine Inhalte einfach so zur Verfügung gestellt werden. Hinter Gratisinformationen stehen immer bestimmte Interessen. Dass in vielen online zugänglichen Informationen versteckte Werbung der Pharmaindustrie enthalten ist, scheint vielen nicht bewusst zu sein. Auch Info-Seiten von Selbsthilfegruppen für Betroffene von schweren Erkrankungen sind häufig von Industrieinteressen unterwandert oder werden gleich ganz offen von dem Pharmahersteller bereitgestellt, der die Medikamente gegen die jeweilige Erkrankung vermarktet. Ebenfalls interessengesteuert können aber auch Informationsseiten von Privatanbietern, wie z. B. Spezialistenpraxen, sein. Hier werden sogenannte Mikrointeressen verfolgt. Es kann also eine Untersuchungs- oder Behandlungsmethode bevorzugt empfohlen werden, die die jeweilige Praxis anbietet.

Bei der Recherche für unsere redaktionelle Arbeit sehen wir immer wieder, wie schwer es ist, verlässliche unabhängige Informationen über eine Google-Suche zu finden. Wir erhalten eigentlich nur gute Evidenz, wenn wir wissen, wo wir suchen müssen, z. B. auf der DEGAM-Homepage oder bei AWMF, oder wenn wir nähere Angaben zur gesuchten Quelle haben. Wie schwer tun sich dann Ärzt*innen, die während des Praxisbetriebs zuverlässige Informationen „mal eben googlen“ möchten? Hier ist die Gefahr, an (pharma-)interessengesteuerte Inhalte zu geraten, doch sehr groß. Wenn die gelesenen Empfehlungen unmittelbar in der Praxis umgesetzt werden, hat die Wahl der Quelle eine direkte Auswirkung auf die Therapie von Patient*innen. Sie ist dann womöglich nicht evidenzbasiert und kann beispielsweise zur Übertherapie oder Fehlbehandlung führen.

Die große Rate der Nutzer von Gratisquellen zeigt, dass hier noch einiges an Aufklärungsarbeit vonnöten ist. Viele Ärzt*innen haben nach wie vor kein Problembewusstsein für interessengeleitete Einflussnahme. Normalerweise versuchen wir, auf Kongressen und Fortbildungsveranstaltungen mit Ärzt*innen ins Gespräch zu kommen und über die Haltung und Unabhängigkeit von Deximed zu informieren. In diesem Jahr war das nur sehr eingeschränkt oder gar nicht möglich. Unsere Verkaufszahlen machen aber Mut und zeigen, dass in Pandemiezeiten unser Online-Marketing und die tatkräftige Unterstützung unserer Kooperationspartner dabei helfen, unseren überzeugten Einsatz für evidenzbasierte Informationen für Hausärzt*innen publik zu machen.

Marlies Karsch, Chefredakteurin