Es lebe der Sport

Der Lockdown hat geübte, aber auch ungeübte Sportler*innen an die frische Luft gelockt. Wie wichtig Sport für die Gesundheit ist, zeigt unser neu revidierter Artikel Körperliche Aktivität und Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen.

Es lebe der Sport

Thema der Woche, 27.07.2020 von Dr. med. Marlies Karsch
Während des Lockdowns in der Coronakrise wurde der Sport nach draußen an die frische Luft verlagert. Viele Menschen fühlten sich in ihren Wohnungen eingesperrt und verspürten einen starken Bewegungsdrang. Überall in den Parks und auf den Bürgersteigen waren geübte Jogger*innen, aber auch mehr oder weniger unbeholfene Laufstile zu sehen. Geschlossene Sportstätten und Fitnessstudios hatten viele Leute zum Joggen gebracht. Durch die Lockerungen der vergangenen Wochen ist es wieder möglich, den gewohnten Sportarten nachzugehen. Der allgemeine Drang nach sportlichen Betätigungen ist nicht mehr so öffentlich sichtbar, wird aber wohl weiterhin ausgelebt. Wie wichtig Sport für die Gesundheit ist, zeigt unser neu revidierter Artikel Körperliche Aktivität und Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen.

Durch körperliche Aktivität kann bekanntermaßen das kardiovaskuläre Risiko gesenkt werden. Den größten Effekt hat dabei der Schritt von der Inaktivität zu einer moderaten körperlichen Aktivität. Mit einer Steigerung körperlicher Aktivität wird das Risiko immer weniger gesenkt. Für körperliche Aktivität gibt es wenige Kontraindikationen, außer akute oder schwere kardiovaskuläre Erkrankungen, wie z. B. ACS, maligne Hypertonie, Herzinsuffizienz NYHA IV oder schwere Herzrhythmusstörungen. Auch in der Sekundärprävention bei koronarer Herzerkrankung und der kardialen Rehabilitation trägt Sport zur Senkung der Mortalität bei.

Körperliche Aktivität hat nachgewiesene Effekte auf die verschiedenen Teilerkrankungen des metabolischen Syndroms. So gibt es Belege für einen positiven Trainingseffekt bei Hyperlipidämie, arterieller Hypertonie und Typ-2-Diabetes. Laut DEGAM-Leitlinie Hausärztliche Risikoberatung zur kardiovaskulären Prävention sind bereits ab täglich 15 Minuten oder 90 Minuten pro Woche moderat intensiver Bewegung Effekte zu erwarten. Empfohlen wird körperliche Aktivität mit moderater Intensität für mindestens 150 Minuten in der Woche, also beispielsweise je 30 Minuten an 5 Tagen der Woche. Alternativ kann auch intensives aerobes Fitnesstraining für 75 Minuten in der Woche, also je 15 Minuten an 5 Tagen in der Woche empfohlen werden (oder eine Mischung aus moderatem und intensivem Training). Der Effekt kann durch Verdoppelung dieser Trainingszeiten erhöht werden. Sport sollte mehrmals die Woche betrieben werden, jeweils ≥ 10 Minuten dauern und gleichmäßig über die Woche verteilt werden, d. h. auf 4–5 Tage in der Woche, oder am besten täglich stattfinden.

Für bisher inaktive Personen sollte in einem hausärztlichen Gespräch nicht nur zu körperlicher Aktivität geraten werden, sondern möglichst auch ein individuell passendes und auch erreichbares Trainingsprogramm festgehalten werden. Zusätzlich sollte das kardiovaskuläre Risiko eingeschätzt und ggf. die Rahmenbedingungen für ein sicheres Training, z. B. in einer Herzsportgruppe, festgelegt werden. Je nach Gesundheitszustand und Grunderkrankung können hausärztliche Empfehlungen zu aerobem Training, Krafttraining oder Koordinationstraining, des Trainingsumfanges und der Trainingsintensität gegeben werden. Unser Artikel bietet hierzu genaue Informationen.

Sport ist nicht nur eine gute Möglichkeit, etwas für die Gesundheit zu tun, sondern – gerade auch für ältere Menschen – die Wohnung zu verlassen und soziale Kontakte zu pflegen. Grundsätzlich kann körperliche Aktivität in der Regel in jedem Alter und bei jeder Ausgangsfitness begonnen werden. Wichtig ist auch, zu einer erhöhten Aktivität im Alltag allgemein zu ermutigen: Treppe statt Aufzug, Fahrrad statt Auto und Gehen statt Busfahren. Damit intensiver Sport oder Leistungssport nicht zu einer Gesundheitsgefahr wird, sollten schwere kardiale Grunderkrankungen auch bei jungen Sportler*innen ausgeschlossen werden. Informationen hierzu finden Sie im ebenfalls revidierten Artikel Kardiovaskuläre Beurteilung von Sportler*innen.

Marlies Karsch, Chefredakteurin

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