Man muss es gesehen haben: Unsere neuen Dermatoskopiebilder

Neu: Wir haben zahlreiche eindrückliche neue Dermatoskopie-Befunde in unserem Artikel Dermatoskopie ergänzt.

Man muss es gesehen haben: Unsere neuen Dermatoskopiebilder

Thema der Woche, 21.06.2021 von Dr. med. Marlies Karsch
>In der Medizin sind die Sinne gefragt, besonders in der Hausarztmedizin. Ohne jemals ein Systolikum gehört oder unterschiedliche Atemnebengeräusche auskultiert zu haben, wird es schwierig. Um gute Untersuchungsbefunde zu erheben, brauchen wir Vergleichsmöglichkeiten und Erfahrung. Gerade bei der Blickdiagnose von Hauterkrankungen spielt dies eine große Rolle. Das haben vor einigen Jahren die Veranstalter eines Kurses für Hautkrebsscreening nicht verstanden, für den ich mich einen Samstag lang in einen Vortragssaal gesetzt habe. Der Beamer war ausgefallen, und der ganztätige Kurs wurde nicht abgesagt oder verschoben, sondern fand ohne ein einziges Bild statt. Nachdem ich diesen ganzen Tag lang Begriffe wie ABCDE-Regel, Pseudopodien und blau-weißlicher Schleier gehört habe, ohne dass Anschauungsbeispiele gezeigt wurden, fühlte ich mich alles andere als gut gerüstet für ein Hautkrebsscreening, besonders mit dem Dermatoskop. Danach musste ich mich trotz des teuren Kurses erst einmal schlau machen.

In der neuen S3-Leitlinie zur Prävention von Hautkrebs wird weiterhin empfohlen, ein Hautkrebsscreening anzubieten. Die DEGAM bewertet die Evidenz für einen Nutzen eines solchen Screenings als unzureichend und steht einem generellen Hautkrebsscreening kritisch gegenüber. Sie empfiehlt eine Früherkennung auf Hautkrebs im Einzelfall, besonders bei Menschen mit erhöhtem Risiko, also z. B. Personen mit hellem Hauttyp, Immunsuppression, atypischen und/oder multiplen Nävi.

Im Rahmen des Hautkrebsscreenings soll eine standardisierte Ganzkörperinspektion der Haut erfolgen. Eine Dermatoskopie ist im Rahmen des Hautkrebsscreenings für die Hausarztpraxis nicht vorgeschrieben. Hausärzt*innen mit entsprechender Expertise können suspekte Befunde mit dem Dermatoskop genauer untersuchen. Um aus der Dermatoskopie einen diagnostischen Nutzen ziehen zu können, sind Schulung und klinische Erfahrung erforderlich. Aber auch gute und eindeutige Vergleichsbefunde sind unentbehrlich.

Wir haben nun zahlreiche eindrückliche neue Dermatoskopie-Befunde in unserem Artikel Dermatoskopie ergänzt. Besonders typische bei vermutlich harmlosen Nävi und atypische Befunde bei Melanom-verdächtigen Läsionen werden anschaulich gegenübergestellt. Sie finden nun aussagekräftige Abbildungen von Dermatoskopiebefunden, wie Pigmentnetzen, Globuli, Punkten, Flecken, Pseudopodien, blauweißlichen Schleiern, negativen Netzmustern und Regressionsstrukturen. Außerdem bietet unser Artikel Dermatoskopiebefunde von benignen Hautveränderungen, wie seborrhoische Warzen, Dermatofibrom, Angiom, Skabiesgängen und Kopflausbefall. Unser Artikel enthält zusätzlich weitere nützliche Links zu Quellen mit hilfreichen Dermatoskopiebildern, z. B. www.dermoscopedia.org.

Die neue S3-Leitlinie zur Prävention von Hautkrebs enthält wenige grundlegende Änderungen im Vergleich zur Vorversion. Wichtige Empfehlungen sind unter anderem: Um der Entstehung von Nävi vorzubeugen, wird textiler Sonnenschutz empfohlen, da die Rolle von Sonnenschutzmitteln offen ist. Sonnenbrände sind auf jeden Fall zu vermeiden. Besonders immunsupprimierte Personen sollten auf einen umfassenden UV-Schutz achten. Hautselbstuntersuchung soll empfohlen und Risikopersonen darin geschult werden. Dermatologen sollten im Rahmen des Hautkrebsscreenings eine Dermatoskopie anbieten. Sollte beim Hautkrebsscreening der Verdacht auf ein malignes Melanom, ein Basaliom oder ein Plattenepithelkarzinom bestehen, sollte die weitere Befundsicherung innerhalb von 10 Tagen erfolgen. In Bezug auf den Klimawandel werden neue Empfehlungen gegeben: So sollen beispielsweise durch Veränderungen in der Ozonschicht bedingte Perioden mit lokal erhöhter UV-Strahlung frühzeitig erkannt und kommuniziert werden, um Schutzmaßnahmen ergreifen zu können. Klimaanpassungsmaßnahmen im Städtebau werden ebenfalls in der Leitlinie beschrieben und empfohlen. Hautkrebs sowie auch seine Vorstufen kommen in der Hausarztpraxis regelmäßig vor. Die Häufigkeit kann, auch im Zuge des Klimawandels, nur vermindert werden durch umfassende Aufklärung und frühe Primärprävention mit konsequentem Sonnenschutz bereits im Säuglings- und Kindesalter.

Marlies Karsch, Chefredakteurin

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