Der DEGAM-Kongress 2021 und die DEGAM in der Pandemie
Bereits in der Einführungsveranstaltung wurde hervorgehoben, dass die DEGAM politischer geworden ist: Im Laufe der letzten 19 Monate hat sich die DEGAM infolge von Pandemie und Klimawandel in mehreren gesundheitspolitischen Fragen klar positioniert und Stellung zu einigen drängenden aktuellen Fragen bezogen. Außerdem unterstützt die DEGAM die hausärztliche Arbeit durch ihre „Living Guideline" zum Thema COVID-19 und die Beteiligung an der Long-/Post-COVID-S1-Leitlinie . Hier werden trotz der immer neuen und nach wie vor häufig unklaren Datenlage zu COVID-19 praxisrelevante Empfehlungen gegeben und im Falle der COVID-19-Leitlinie regelmäßig aktualisiert. Neu ist für alle Beteiligten, dass die Vorbereitungszeit für diese Leitlinien aufgrund der Dringlichkeit in der Pandemie deutlich verkürzt ist. Die DEGAM ist so ein wichtiger Orientierungspunkt für Hausärzt*innen in den derzeit kontroversen und uneindeutigen gesundheitspolitischen Diskussionen geworden.
In ihrer Digitalstrategie stellt die DEGAM fünf Forderungen: „Mehr Evidenzbasierung bei der Bewertung digitaler Anwendungen, Digitalisierung in der Aus-, Weiter- und Fortbildung zur Kompetenzentwicklung nutzen und patientenorientiert anwenden, Hausarztpraxis als Anker und Türöffner im digitalen Versorgungsalltag, Digitalisierung zur Verbesserung der hausärztlichen Versorgung und Unterstützung statt Beeinträchtigung durch Digitalisierung im hausärztlichen Versorgungsalltag."
In einem weiteren Positionspapier bezieht die DEGAM kritisch Stellung zur Impfung von Kindern und Jugendlichen gegen COVID-19 und widerspricht damit der STIKO, die uneingeschränkt eine flächendeckende Impfung aller Kinder und Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren empfiehlt. Soziale Teilhabe von Kindern und Jugendlichen sollte jedoch nach Ansicht von DEGAM und STIKO nicht an die Impfentscheidung gekoppelt sein. Die DEGAM sieht die Impfung der vermutlich 17 Mio ungeimpften Erwachsenen in Deutschland als hausärztliche Aufgabe an.
Im Positionspapier der AG Klimawandel und Gesundheit werden die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels hervorgehoben. Außerdem werden Empfehlungen zu klima- und gleichzeitig gesundheitsförderndem Verhalten gegeben. So spart die aktive Fortbewegung zum Arbeitsplatz zu Fuß oder mit dem Fahrrad nicht nur CO2 ein, sondern kann auch zu einer Senkung des kardiovaskulären Risikos führen. Unter anderem wird auch Gesundheitsschutz durch Identifizierung von Extremwetterereignissen besonders betroffener Personengruppen, wie geriatrischer Patient*innen, Schwangerer und Säuglinge gefordert. Das Positionspapier Fortbildung und Klimaschutz hebt Aspekte des Klimaschutzes im Zusammenhang mit digitalen und Präsenzfortbildungen hervor.
Die genannten Beispiele stellen nur einen Teil der aktuellen Stellungnahmen und Positionen der DEGAM dar. Weitere Dokumente finden Sie auf der Homepage der DEGAM .
Marlies Karsch, Chefredakteurin